Arnulf Appel_:

Stetka & Hinterseer, 5 Kanaldeckel, 1992

Anläßlich des 2. Wartenberger Bildhauersymposions realisieren Stetka & Hinterseer ihre erste gemeinschaftliche künstlerische Arbeit. Dabei wird das auf einer Anhöhe gelegene Freigelände des Veranstaltungsortes nicht als Plattform verstanden, worauf die bildhauerischen Arbeiten der Symposionsteilnehmer präsentiert sind, sondern als öffentlicher Raum bzw. Ort.
Dies zeigt die bewußte Reaktion auf den Charakter des Ausstellungsortes. Stetka & Hinterseer pl atzieren auf der hochgelegenen Gemeindewiese fünf aus massiven Eichenholzscheiben gearbeitete Kanaldeckel, die nur wenig größer als ihre Vorbilder auf der Straße sind. Diese handwerklich perfekt ausgeführten, hochglanzlackierten "handmade Ready mades" werden in industriell gefertigten Betonringen, wie sie für das Kanalisationswesen wirklich Verwendung finden, auf dem Gelände versetzt. Die flächengreifende Installation prägt so auf der Anhöhe den Charakter einer Brunnenanlage. Die augenscheinliche Banalität des Eingriffes verbirgt die Komplexität der Auseinandersetzung mit dem Ort und die kritische Reflexion der Position der Bildhauerei im zeitgenössischen Kontext.

Begleitet wurde die Installation auf dem Freigelände durch einen stummen, automatischen Diavortrag. Unter dem Titel 80 Lichtbilder, war in den Räumen des nahegelegenen Wartenberger Schulhauses eine Karusselprojektion installiert. Im 3-sec-Takt wurden auf Folie xerographierte Bildmotive gezeigt, die sämtlich Darstellungen runder Phänomene und Objekte projizierten. Die formale Analogie dieser Motive zu der Installation auf dem Freigelände führte deren Deutung assoziativ fort.

© Andreas Stetka